Herzunterstützungssysteme und Herztransplantation
Eine verminderte Pumpfunktion des Herzens, die sogenannte Herzinsuffizienz, ist eine schwerwiegende Erkrankung und ist derzeit der häufigste Grund für eine Krankenhausbehandlung in Deutschland, mit steigender Tendenz. Die meisten Patient*innen können durch eine moderne medikamentöse Therapie erfolgreich behandelt werden. Schreitet die Erkrankung trotz aller konservativen Therapiemaßnahmen weiter fort, stehen als weitere Optionen die Implantation eines Herzunterstützungssystems sowie die Herztransplantation zur Verfügung.
In den letzten Jahren hat sich die „Kunstherztherapie“ gegenüber der Herztransplantation eindeutig durchgesetzt. Derzeit werden in Deutschland jährlich mehr als 900 Patient*innen mit einem solchen System versorgt. Im Vergleich dazu war die Anzahl der Herztransplantationen, als bisherige Therapie der Wahl bei diesen Patient*innen, aufgrund des fortbestehenden Organmangels in den letzten Jahren deutlich rückläufig, so dass aktuell lediglich knapp 300 Transplantationen pro Jahr durchgeführt werden.
Speziell für die erfolgreiche Behandlung von Patient*innen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz ist für das Team der Klinik HTG eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung. Im „Herzzentrum Göttingen“ gewährleistet die enge Kooperation aller an der Herzmedizin beteiligten Fachkliniken eine umfassende Versorgung von Patient*innen in allen Stadien der Erkrankung. Regelmäßige Herzinsuffizienz-Sprechstunden ermöglichen die kontinuierliche Betreuung ambulanter Patient*innen. Eine gemeinsame „Heart-Failure“-Unit steht darüber hinaus für die interdisziplinäre stationäre Behandlung zur Verfügung.
Entsprechend des steigenden Bedarfs wurde das „Kunstherz-Programm“ unserer Klinik kontinuierlich erweitert. Ein hochspezialisiertes Team aus Ärzt*innen, Pflegenden und Kardiotechniker*innen sowie Physiotherapeut*innen, Psycholog*innen und Wundmanager*innn gewährleistet eine kontinuierliche Betreuung unserer Patient*innen von der stationären Aufnahme bis hin zur regelmäßigen Nachsorge. Ansprechpartner für spezielle Fragen sowie für den Notfall sind rund um die Uhr erreichbar.
Das bereits seit 1991 bestehende Herztransplantations-Programm unserer Klinik ermöglicht zusätzlich für „geeignete“ Patient*innen die Option einer Listung zur Herztransplantation. Ein langjährig erfahrenes Team gewährleistet auch hier die kontinuierliche Betreuung der Patient*innen. In unserer Transplantationsambulanz werden die Patient*innen nach Herztransplantation sowie Kunstherzimplantation regelmäßig nachuntersucht.
Sprechstunde für fortgeschrittene Herzinsuffizienz
An wen richtet sich die Sprechstunde?
Die schwere Herzinsuffizienz führt zu einer hohen Sterblichkeit und Einschränkung der Lebensqualität. Durch die medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz kann das Überleben der Patient*innen deutlich verbessert werden. Bei einigen Patient*innen ist jedoch die Grenze der üblichen Therapieverfahren erreicht. Unsere Sprechstunde ist für diese Patient*innen angedacht und ermöglicht die Eignungsprüfung chirurgischer Behandlungsmethoden bei fortgeschrittener Herzschwäche:
• Die Herztransplantation - der Goldstandard der Behandlung der schweren Herzinsuffizienz, wenn andere Therapieverfahren nicht mehr ausreichend wirksam sind. Aufgrund des Mangels an Spenderorganen besteht eine Wartezeit auf ein geeignetes Organ.
• Die Implantation eines Herzunterstützungssystems (LVAD) kann zur Überbrückung bis zur Transplantation, bei Kontraindikationen für eine Transplantation, aber auch als Dauertherapie eingesetzt werden.
• Darüber hinaus bieten wir auch die Prüfung der Teilnahme an der BioVAT-Studie an. Ein Pflaster aus angezüchteten Herzmuskelzellen kann auf das Herz aufgenäht werden, um die Pumpfunktion des Herzens zu verbessern.
Im Rahmen der Sprechstunde erfolgen notwendige Untersuchungen. Danach wird evaluiert, ob eine der o.g. Maßnahmen zur weiteren Therapie geeignet ist. Die Entscheidung über eine chirurgische Therapie wird in einem interdisziplinären Team aus Ärzt*innen der Herzchirurgie und der Kardiologie getroffen. Dadurch erreichen wir eine umfassende und individuelle Therapieplanung für alle Patient*innen. Die Zuweisung erfolgt über Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren Arzt.
Was wir in unserer Sprechstunde bieten:
Wir bieten eine umfassende weitergehende Diagnostik der Herzinsuffizienz:
• Langzeit-EKG, Belastungs-EKG
• Rechtsherzkatheteruntersuchung
• Ggf. weiterführende Kardio-MRT/-CT-Diagnostik
• Enge Zusammenarbeit mit weiteren Fachdisziplinen der Universitätsmedizin Göttingen
Unser Team
Wir sind ein multidisziplinäres Team mit Ärzt*innen aus der Kardiologie, Herzchirurgie, Transplantationsmedizin und Psychosomatik. Wie führen eine ausführliche Evaluation zur Planung eines möglichen chirurgischen Eingriffs durch und bieten Ihnen vielfältige fortschrittliche Therapiemöglichkeiten an:
• Kunstherzimplantation
• Herztransplantation
• BioVAT („Herzpflaster“‘)
mit einer individualisierten Nachsorge aus einer Hand.
Therapiemöglichkeiten
BioVAT ("Herzpflaster")
BioVAT ("Herzpflaster")
Die Studie BioVAT-HF-DZHK20 untersucht, unter welchen Bedingungen künstliches Herzgewebe in der Behandlung von Patienten mit Herzschwäche im Endstadium, einer sogenannten terminalen Herzinsuffizienz (NYHA III oder IV), sicher eingesetzt werden kann. Dazu soll künstlich gezüchtetes Herzgewebe mittels einer minimal-invasiven Thorakotomie, einer chirurgischen Öffnung des Thorax durch einen Schnitt zwischen zwei Rippen, oder einer offenen Herzoperation auf dem Herzmuskel implantiert werden. Mit der Studie erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse darüber, ob diese Intervention zu einer besseren Herzfunktion führt, welche Dosierung die richtige ist und an welcher Stelle die Implantation des künstlichen Herzgewebes am effektivsten ist.
Weitere Informationen über unsere Sprechstunde "Fortgeschrittene Herzinsuffizienz"
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