Psychosomatik vor und nach Herzoperationen

Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie

Jede Herzoperation stellt einen massiven Eingriff ins Leben dar, der uns nicht nur körperlich, sondern auch seelisch in unserem Lebensalltag betrifft. Das Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen ist führend in Psychokardiologie in Deutschland. Die Direktoren der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Dr. med. Ingo Kutschka) und der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Direktor: Prof. Dr. med. Christoph Herrmann-Lingen) haben für Patient*innen mit Herzoperationen ein gemeinsames Unterstützungsangebot vereinbart. 

Dr. med. Monika Sadlonova verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich der Psychiatrie, Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie. In diesem Rahmen erhielt sie eine umfassende Ausbildung in der organmedizinischen und psychosomatischen Behandlung von Herzpatient*innen. Sie verfügt über verhaltenstherapeutische und tiefen psychologische Kompetenzen und Erfahrungen in der Anleitung von Entspannungsverfahren

Bitte sprechen Sie Ihren behandelnden Ärzt*innen oder eine Pflegekraft auf der Station an. Die Gespräche finden entweder am Patientenbett oder in unseren Beratungsräumen statt.

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Warum Psychosomatik in der Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie?

Herzoperationen wie z. B. Bypass- oder Herzklappenoperationen und Einsatz von Herzunterstützungsystemen (z. B. LVAD) können zur starken seelischen Belastung der betroffenen Patient*innen und ihrer Angehörigen führen. Vor und nach der Operation können Ängste oder das Gefühl der Abhängigkeit, Ohnmacht, Verzweiflung und des Ausgeliefertseins entstehen und gelegentlich zur Depression oder Angststörung führen.

Was bieten wir an und wie können wir Sie unterstützen?

Wir begleiten unsere Patient*innen mit entlastenden und unterstützenden Gesprächen auf verhaltenstherapeutischer und tiefenpsychologischer Basis. Bei Bedarf werden Angehörige und Familien mit einbezogen. Zusätzlich bieten wir Krisengespräche oder Entspannungsübungen an. 

Gesprächsanlässe sind insbesondere Angst, Depression, Unruhe, Verwirrtheitszustände, familäre Belastung, verzögerter Genesungsablauf oder unerwartet auftretende Komplikationen.

Für wen bieten wir psychosomatische Unterstütung an?

Jede*r Patient*in unserer Klinik kann das psychosomatische Angebot in Anspruch nehmen.

Wichtig ist es die Stärken zu erkennen und für die Krankheitsbewältigung zu nutzen und Weichen für ein gesundes Leben nach der Operation zu stellen. Auch hier bieten wir gezielte Unterstützung an. 

In Studien zeigte sich, dass viele Patient*innen, die unter einem hohen emotionalen Stress leiden und mit negativen Erwartungen in die bevorstehende Operation gehen, von einem persönlichen psychosomatischen Unterstützungsangebot profitieren und sich nach der Operation schneller wieder gesund und vital fühlen.

TEACH-Studie – psychische Belastung bei Koronarer Herzkrankheit

In einer konfirmatorischen, zweiarmigen randomisiert-kontrollierten Multicenterstudie soll die Wirk­samkeit einer nach Bedarf gestuften teambasierten Behandlung in der Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit getestet werden. Ausgehend von der hohen Krankheitslast durch koronare Herzerkrankungen und dem ungedeckten Bedarf an effektiven Interventionen, die die Patient*innen dabei unterstützen, für die Sekundärprävention erforderliche Gesundheitsverhaltensweisen im Alltag nach­haltig umzusetzen, werden wir 440 psychisch belastete Koronarpatient*innen mit unzureichend kontrollierten kardialen Risikofaktoren in 2 Studienarme randomisieren: während eine Gruppe lediglich die medizinische Standardbehandlung erhält, wird der 2. Gruppe zusätzlich eine teambasierte sogenannte „blended collaborative care“-Behandlung angeboten. Diese Behandlung basiert darauf, dass eine spezifisch geschulte Pflegekraft als Behandlungsassistent*in

  1. proaktiv mit den Patient*innen und ihren Hausärzt*innen und Kardiolog*innen zusammenarbeitet, um individuelle psychische Stressbelastungen und Verhaltensweisen zu identifizieren, die das kardiovaskuläre Risiko erhöhen,
  2. Patient*innen in einer schrittweisen Problembewältigung zu unterstützen und dadurch Selbst­hilfepotenziale und herzgesundes Verhalten zu fördern und nachhaltig in den Alltag einzubinden sowie
  3. die Behandlungsadhärenz und den Behandlungsfortschritt über einen Zeitraum von 12 Monaten aktiv zu überwachen.

Die Behandlungsqualität wird sichergestellt durch ein Behandlungs­manual, eine elektronische Patientendatenbank und ein Expertenteam, das die Pflegekräfte regelmäßig supervidiert und nach individueller Indikation Behandlungsanpassungen in Über­einstimmung mit dem Studienprotokoll und aktuellen medizinischen Leitlinien empfiehlt. Zusätzlich sollen zur krankheitsspezifischen Information und Unterstützung in der Verhaltens­änderung mhealth- bzw. ehealth Ressourcen für Patient*innen und ihre Familien bereitgestellt werden. Des Weiteren werden sowohl den Patient*innen als auch ihren Ärzt*innen Behandlungs­empfehlungen zur Verfügung gestellt. Die Hausärzt*innen und Kardiolog*innen der Patient*innen bleiben jedoch verantwortlich für die medizinische Behandlung.

Primäre Hypothese ist, dass nach 12 Monaten Patient*innen in der Interventionsgruppe gegenüber dem Ausgangsbefund signifikant häufiger als in der Standard-Therapiegruppe eine mehr als 50-prozentige Verbesserung in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität – gemessen mit dem HeartQoL-Fragebogen - erreichen werden. Sekundäre Endpunkte sind Verbesserungen im kardiovaskulären Risikoprofil und psychosozialen Variablen sowie die Nachhaltigkeit der Interventionseffekte über ein 6- bis 24-monatiges Follow-up. Sollte sich die Wirksamkeit des Behandlungsansatzes wie erwartet belegen lassen, könnte dieser mit geringen Anpassungen auch auf andere chronische Krankheitsbilder übertragen werden.

Studienleitung: Prof. Dr. med. Christoph Herrmann-Lingen, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Telefon: 0551 3966707

Studienärztin: Dr. med. Monika Sadlonova, Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie; Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Telefon: 0551 39 66707

Flyer TEACH-Studie

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Prof. Dr. med. Ingo Kutschka

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