Kinderherzchirurgie
Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Angeborene Herzfehler werden in Göttingen bereits seit Ende der 50er Jahre erfolgreich operativ behandelt. Die Kinderherzchirurgie beinhaltet heute nicht nur die chirurgische Behandlung herzkranker Kinder im Neugeborenen- oder Säuglingsalter, sondern auch eine gezielte Behandlung Erwachsener mit angeborenen Herzfehlern.
Angeborene Herzfehler stellen die häufigsten angeborenen Fehlbildungen dar. Etwa 1% der Neugeborenen kommt mit einem angeborenen Herzdefekt auf die Welt. In manchen Fällen ist eine unverzügliche Operation erforderlich, um das Überleben der Kinder zu sichern. In anderen Fällen kann der Herzfehler zu einem späteren Zeitpunkt geplant korrigiert werden. Dank der über viele Jahrzehnte gewonnenen klinischen Erfahrungen und der Fortschritte in den biomedizinischen Technologien werden herzkranke Kinder inzwischen deutlich früher operiert, um u.a. die Spätfolgen der Grunderkrankung zu vermeiden. Ein immer größer werdender Anteil der Kinder-Herzoperationen erfolgt im Neugeborenen- oder Säuglingsalter.
Erfreulicherweise erreicht ein Großteil der am Herzen operierten Kinder (auch mit zum Teil sehr komplexen angeborenen Herzfehlern) das Erwachsenenalter. So sind zunehmend Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) zu behandeln. Der Anteil der EMAH-Patient*innen steigt kontinuierlich. Zusammen mit der Klinik für Pädiatrische Kardiologie sind wir ein von den Fachgesellschaften zertifiziertes überregionales EMAH-Zentrum.
Sowohl die „kleinen“ als auch die „großen“ Patient*innen mit angeborenen Herzfehlern werden in der Kinderherzklinik betreut, eine stationäre Aufnahme erfolgt auf der Kinderkardiologischen Station. Die präoperative Diagnostik wird von den Kolleg*innen der Kinderkardiologie durchgeführt und in der gemeinsamen Kinderherzkonferenz wird das weitere Behandlungskonzept besprochen und geplant. Wenn eine Operation erforderlich ist, wird diese in den OP-Sälen der Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie durchgeführt. Die Operationen werden so schonend wie möglich durchgeführt und, wenn es möglich ist, minimal-invasiv. Bei einem großen Teil der Eingriffe wird der Kreislauf mit der Herz-Lungen-Maschine unterstützt. Im Anschluss an die Operation erfolgt die Weiterbehandlung auf der Intensivstation der Kinderkardiologie und nach Kreislaufstabilisierung und Erholung der Patient*innen auf der kinderkardiologischen Normalstation. Der postoperative Verlauf wird weiterhin eng vom Kinderherzchirurgen*in betreut.
Um auch in der Zukunft eine optimale Behandlung bei angeborenen Herzfehlern zu gewährleisten, sind wir in der Forschung aktiv, zum Beispiel bei der Erforschung der Folgen der extrakorporalen Zirkulation speziell bei Neugeborenen oder von Schutzmechanismen und –Verfahren für das Herzmuskelgewebe.
Für weitere Informationen können Sie auch die Homepage der Kinderherzklinik besuchen.
Behandlung von Frühgeborenen
An der UMG werden nicht nur Frühgeborene mit einem persistierenden Ductus arteriosus Botalli (PDA) chirurgisch versorgt, sondern auch Frühgeborene mit komplexeren Herzfehlern. Je nach Herzfehler kommen Operationsverfahren wie Pulmonalarterienbändchen oder die aorto-pulmonale Shuntanlage zur Anwendung. Wenn die Kinder ein ausreichendes Körpergewicht erlangt haben, erfolgt dann in einer weiteren Operation die Korrektur des Herzfehlers.
Behandlung von Neugeborenen und Kindern
In unserer Klinik werden sämtliche korrigierenden und palliierenden herzchirurgischen Operationen für Neugeborene, Säuglinge und Kinder angeboten. Wann immer möglich werden minimal-invasive Zugangswege genutzt.
Behandlung von EMAH-Patient*innen
Die UMG ist als überregionales EMAH-Zentrum zertifiziert. Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler (EMAH) kann das gesamte Spektrum an herzchirurgischen Operationen angeboten werden. Dies reicht von erstmaligen Eingriffen, wie z.B. bei einem Vorhofseptumdefekt, bis zu aufwendigen Operationen an Herzklappen oder der Aorta nach vorherigen Operationen in der Kindheit.
Operationen bei Herzrhythmusstörungen
Wir sind spezialisiert auf die operative Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Eingriffe bei Herzrhythmusstörungen umfassen nicht nur die Implantation von Herzschrittmachern und Defibrillatoren, sondern auch Sympathektomien und Eingriffe zur Therapie des Vorhofflimmerns.
Krankheitsbilder
Aortenisthmusstenose
Unter einer Aortenisthmusstenose (ISTA) oder Koarktation der Aorta (Coarctatio aortae) versteht man die Einengung der Aorta (Körperhauptschlagader) im Bereich des Aortenbogens. Sie ist eine Gefäßfehlbildung, die alleinstehend, aber auch in Verbindung mit angeborenen Herzfehlern vorkommt.
Aortenklappenstenose
Die Aortenklappenstenose ist der häufigste Herzklappenfehler. Hierbei ist die Aortenklappe verengt und behindert den Blutstrom aus dem Herzen.
Atrio-ventrikulärer Septumdefekt (AV-Kanal)
Bei einem atrioventrikulären Septumdefekt (kurz:AVSD) handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung des Herzens, bei der die beiden Vorhofklappen nicht seperate Klappen sind, sondern eine gemeinsame. Oberhalb dieser gemeinsamen Klappe liegt zusätzlich ein Vorhofseptumdefekt und unterhalb ein Ventrikelseptumdefekt.
Bakterielle Endokarditis
Bei der bakteriellen Endokarditis handelt es sich um eine durch Bakterien verursachte Entzündung des Endokards. Es ist die häufigste Form der infektiösen Endokarditiden.
Das Endokard oder die Herzinnenhaut (innerer Herzüberzug) ist die innerste Schicht der Herzwand.
Double Outlet Right Ventricle (DORV)
Der Double outlet right ventricle (DORV) ist eine angeborene Fehlbildung des Herzens, bei der die großen Arterien Aorta und Arteria pulmonalis ausschließlich aus dem rechten Ventrikel (Herzkammer) entspringen.
Ebstein Anomalie
Die Ebstein-Anomalie ist ein kongenitaler (angeborener) Herzfehler, der mit einer Deformierung und Verlagerung der Trikuspidalklappe (Herzklappe) in den rechten Ventrikel einhergeht.
Einkammerherz
Einkammerherz auch "univentrikuläres Herz" genannt steht für eine Vielfalt angeborener Herzfehler mit einem gemeinsamen Merkmal: Statt zwei Hauptkammern (Ventrikeln) ist nur eine, beziehungsweise nur eine ausreichend große und damit funktionierende Herzkammer angelegt. Mit diesen Unterentwicklungen einer Herzkammer sind häufig Verengungen (Stenosen) oder komplette Verschlüsse (Atresien) der großen Arterien verbunden.
Fallot’sche Tetralogie
Die Fallot-Tetralogie (auch Fallot'sche Tetralogie) ist eine angeborene Herzfehlbildung, die etwa 6-7 % der angeborenen Herzfehler ausmacht.
Fehlabgang der linken Herzkranzarterie aus der Lungenschlagader(ALCAPA)
Sehr seltene angeborene Anomalie (1 pro 300.000 Lebendgeburten)
Hypoplastisches Linksherzsyndrom (HLHS)
Beim Hypoplastischen Linksherzsyndrom (HLHS) ist die Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer (Mitralklappe) verschlossen oder extrem verengt, ebenso die Herzklappe zwischen linker Herzkammer und Körperschlagader (Aortenklappe). Die linke Herzkammer ist nicht mitgewachsen und oft nur reiskorngroß.
Kardiomyopathie
Eine Kardiomyopathie ist eine Erkrankung, bei der sich die Struktur des Herzmuskels verändert. Häufig kommt es zur Erweiterung (Dilatation) der Herzkammern, die mit einer Vergrößerung des Herzens einhergeht. Dadurch nimmt die Leistungsfähigkeit des Muskels allmählich ab, wodurch eine Herzinsuffizienz (HI) entstehen kann. Daneben sind weitere Formen wie die hypertrophe oder ischämische Kardiomyopathie bekannt.
Loeys-Dietz-Syndrom
Das Loeys-Dietz-Syndrom ist eine sehr seltene, zu den Bindegewebserkrankungen gehörende angeborene Erkrankung mit den Leitsymptomen Aortenaneurysma, Gesichtsauffälligkeiten (Hypertelorismus, Gaumenspalte) sowie diffuse Gefäßveränderungen (Aneurysma- arterielle Aussackung).
Lungenvenenfehlmündung
Lungenvenenfehlmündung(total und partiell TAPVR und PAPVR- Total /Partiell Anomalous Pulmonary Venous Connection): Bei einer Lungenvenenfehlmündung transportieren die Lungenvenen das sauerstoffreiche Blut auf die rechte Seite des Herz-Kreislauf-Systems und nicht, wie üblicherweise, in den linken Vorhof.
Persistierender Ductus arteriosus
Der Ductus arteriosus (auch Ductus arteriosus Botalli, Ductus Botalli oder Ductus arteriosus Harvey genannt) ist im fetalen (vorgeburtlichen) Blutkreislauf die Gefäßverbindung zwischen Aorta (der Hauptschlagader) und Truncus pulmonalis (Lungenarterie).
Persistierendoder persistent bedeutet fortbestehend bzw. andauernd.
Pulmonalatresie
Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt. Die Pulmonalklappe ist verschlossen. Es besteht ein Ventrikelseptumdefekt. Das sauerstoffarme Blut fließt über diesen Defekt über die linke Herzkammer in die Aorta.
Das Ventrikelseptum ist die Trennwand zwischen dem linken und dem rechten Ventrikel des Herzens. Es verläuft von der Spitze des Herzens bis zum Herzskelett.
Pulmonalstenose
Pulmonalstenose ist eine Einengung in der Ausflussbahn vom rechten Herzventrikel zur Arteria pulmonalis (Lungenschlagader).
Transposition der großen Gefäße (TGA)
Transposition der großen Gefäße (TGA) gehört zu den zyanotischen Herzfehlern (Zyanotische Herzfehler), bei dem die großen Gefäße (Hauptschlagader- Aorta und Lungenschlagader- Pulmonalarterie) vertauscht sind. Die Aorta entspringt aus der rechten Herzkammer, dadurch erhält der Körper nur das sauerstoffarme Blut.
Tricuspidalatresie
Die Trikuspidalatresie ist die fehlende Anlage (Atresie) der Trikuspidalklappe zwischen rechtem Vorhof und rechter Herzkammer (rechtem Ventrikel). Sie ist eine angeborene Herzfehlbildung.
Truncus arteriosus communis
Beim Truncus arteriosus communis (Truncus = Stamm, communis = gemeinsam) ist die während der Embryonalzeit erfolgende Trennung der Aorta (Körperschlagader) und der Pulmonalarterie (Lungenschlagader) ausgeblieben. Die gebildeten Schlagaderklappen sind häufig nicht funktional und behindern den Blutfluss oder schließen nicht dicht.
Kontakt
Kontaktinformationen
- Telefax: +49 551 3968007
- E-Mail-Adresse: theodor.tirilomis(at)med.uni-goettingen.de
Sekretariat
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