Aortenklappe
Herzklappenchirurgie in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Die Aortenklappe verbindet als Ventil die linke Herzkammer mit der Hauptschlagader (Aorta). Die Aortenklappe besteht aus drei Taschen, die sich bei der Kontraktion des Herzens öffnen und schließen. Sie verhindern den Rückfluss des Blutes in die Herzkammer. Als Ventil kann die Aortenklappe verengen (Stenose) oder undicht (Insuffizienz) werden.
Die Aortenklappenstenose ist mit ca. 25 % der operationspflichtigen Herzerkrankungen der häufigste Klappenfehler. 4% der über 85-jährigen sind betroffen. Die höhere Lebenserwartung und eine verbesserte Diagnosetechnik durch moderne Echokardiographie führen dazu, dass auch ältere Patient*innen zur Operation vorgestellt werden.
Neue Operationstechniken erlauben es, diesen Patient*innen, je nach Befund und Begleiterkrankungen, das für sie optimale Vorgehen anzubieten und dieses risikoarm durchzuführen. Lange Erfahrung und die Auswertung großer Datenbanken belegen dies.
Die Aortenklappenstenose verläuft meist lange Zeit asymptomatisch. Solange die Patient*innen keine Symptome zeigen, unterscheidet sich ihre Lebenserwartung nicht von gleichaltrigen Gesunden.
Operation - alternativlos
Treten jedoch Symptome wie Angina pectoris, Dyspnoe, Schwindel und Synkopen auf , ist die Prognose deutlich schlechter. Die verbleibende mittlere Lebenserwartung reduziert sich ohne chirurgische Intervention bei Angina auf fünf, bei einer Synkope auf drei und bei Herzinsuffizienz auf zwei Jahre.
Bei hochgradiger Aortenstenose mit typischen Symptomen ist die Operation eine Klasse-I-Empfehlung der geltenden Leitlinien der Fachgesellschaften. Für asymptomatische Patient*innen mit schwerer Aortenstenose, mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion, raschem Progress des Vitiums oder pathologischem Belastungstest bestehen Empfehlungen der Klasse II für die Indikation zum Aortenklappenersatz. Dies bedeutet, dass man im Herzteam und gemeinsam mit dem Patient*innen überprüfen muss, ob eine Operation ratsam ist.
Biologische oder mechanische Klappe?
Mechanische Klappen haben den großen theoretischen Vorteil, dass sie den Patienten „überleben“, das heißt, dass die Reoperationsrate wegen Fehlfunktion der Klappe sehr gering ist. Dafür haben mechanische Klappen zwei entscheidende Nachteile: Das thrombembolische Risiko ist erhöht und es gibt häufiger Blutungskomplikationen wegen der lebenslangen Einnahmepflicht von Kumarinderivaten (Falithrom®/Marcumar®).
Bei Bioklappen kann man nach drei Monaten auf die Gabe von Gerinnungshemmern verzichten, da das Thrombose- und Embolierisiko wesentlich geringer ist . Dafür hat diese Klappenart nur eine begrenzte Haltbarkeit von 10 bis 20 Jahren. Wie lange eine biologische Klappe hält, ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren (u.a. Alter, Klappengröße, Diabetes, Nierenfunktion) ab. Wir beraten unsere Patient*innen sehr genau, welche Klappe wir empfehlen.
Minimal invasiv
Wir können den Aortenklappenersatz auch über eine nur teilweise Durchtrennung des Brustbeins (partielle obere Sternotomie) oder einen kleinen Schnitt links neben dem Brustbein durch den 2. Zwischenrippenraum (2.ICR) durchführen. Zur Operation reicht ein wesentlich kleinerer Hautschnitt, als er sonst bei Klappenimplantation nötig ist.
Gerade multimorbide und ältere Patienten können nach der Operation schneller mobilisiert und auch schneller rehabilitiert werden. Wir können über den minimalinvasiven Zugang einen Standard-Aortenklappenersatz oder eine –rekonstruktion durchführen, er bietet sich aber vor allem auch für die Implantation einer nahtlosen Klappe an.
Klappenimplantation ohne Nähte
Im Januar 2010 wurde erstmals eine nahtlose Klappe in Aortenposition eingesetzt. Normalerweise werden bei der Implantation einer Kunstklappe 12 bis 15 einzelne Nähte gesetzt, um die Klappe zu fixieren. Die nahtlose Klappe wird über einen Stent in der entsprechenden Position fixiert. Es handelt sich um eine selbstexpandierende Bioprothese mit Metallgerüst (Nitinol-Stent). Damit ist sie perfekt geeignet für die minimalinvasive Operationstechnik.
Nach Entfernung der verkalkten Aortenklappe erfolgt die Implantation unter Sicht. Somit wird die Emboliegefahr und eine potentielle Verlegung der Koronarostien auf ein Minimum reduziert. Undichtigkeiten sind bei dieser Technik sehr selten. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Ischämiezeit des Herzens an der Herzlungenmaschine sehr kurz gehalten werden kann. Aufgrund der großen Öffnungsfläche und der speziellen Implantationstechnik sind diese Klappen vor allem auch für kleinere Patient*innen mit entsprechend anatomisch kleinen Aortenwurzeln geeignet.
Aortenklappeninsuffizienz
Bei der Aortenklappeninsuffizienz handelt sich um die Undichtigkeit der Aortenklappe bedingt durch eine Erkankungen der Aortenklappentaschen oder einer Erweiterung der Aortenwurzel (Aneurysma).
Klappenersatz oder Rekonstruktion?
Bei unversehrten Aortenklappentaschen kann in vielen Fällen die Aortenklappe erhalten werden und eine Reparatur (Aortenklappenrekonstruktion) erfolgen. Es gibt verschiedene Techniken (Aortenklappenrekonstruktion nach David oder Yacoub, oder verschiedene Methoden der Taschenplastik), die in unsere Klinik verwendet werden. Durch eine Ultraschalluntersuchung vor der Operation kann die Aortenklappe detailliert analysiert werden und die Wahrscheinlichkeit einer Reparatur vorhergesagt werden. Sollte eine Rekonstuktion der Aortenklappe nicht möglich sein, kann ein Ersatz mit biologischer oder mechanischer Prothese erfolgen.
Ergebnisse der Aortenklappenoperation
Sowohl der Aortenklappenersatz als auch die Aortenklappenrekonstuktion zählen heutzutage zu den sichersten Operationen an Herzklappen. Nach der Aortenklappenoperation erholt sich die Herzfunktion und die Symptome der Aortenklappenerkrankung werden zurückgehen. Das Risiko der Operation wird durch das Lebensalter, den Vorerkrankungen sowie der körperlichen Verfassung beeinflusst. Im Rahmen eines Aufklärungsgespräches bespricht der Operateur die individuellen Risiken und Therapieoptionen ausführlich mit den Patient*innen.
Das könnte Sie auch interessieren