Kardiotechnik

Unverzichtbar im Herz-OP: die klinische Perfusion/Kardiotechnik

Seit John Gibbon 1953 zum ersten Mal die Ur-Herz-Lungen-Maschine benutzte, ist der Kardiotechniker unverzichtbarer Bestandteil des Operationsteams im herzchirurgischen Operationssaal geworden.

Das Aufgabengebiet in der modernen Herzchirurgie hat sich inzwischen deutlich erweitert. Zentrale Aufgabe ist natürlich nach wie vor die Steuerung und Überwachung der Herz-Lungen-Maschine. Da auf den Intensivstationen aber immer häufiger vorübergehende extrakorporale Unterstützungssyteme (ECMO, Extrakorporale Membranoxygenierung) zum Einsatz kommen, aber auch permanente Herz-Unterstützungssysteme (VAD; Ventricular assist device) implantiert werden, ist der Kardiotechniker in die Betreuung dieser Systeme außerhalb des Operationssaales involviert. Auch die Vorbereitung der Herzklappen, die minimal invasiv über Katheter appliziert werden (TAVI), fällt in den Aufgabenbereich der Kardiotechnik.

Die Herz-Lungen-Maschine

Konventionelle Herz-Lungen-Maschine

Das Herz, als „Motor“ des Blutkreislaufes, ist von zentraler Bedeutung bei der Versorgung aller Zellen und Gewebe mit dem im Blut gelösten Sauerstoff. Jede Erkrankung, jeder Eingriff am Herzen beeinträchtigt dessen Funktion und hat somit einen nachteiligen Einfluss auf den gesamten Körper.

Nach über sechs Jahrzehnten der Weiterentwicklung in der Herzmedizin und der Herz- Lungen-Maschine (HLM) sind Prozeduren oder Eingriffe am Herzen ohne den Einsatz einer HLM nur in geringen Umfang möglich.

Trotz der Möglichkeit und Notwendigkeit mit Hilfe der HLM die Lebensfähigkeit über eine Operation hinweg zu erhalten, ist der Einsatz mit einer Vielzahl von Nachteilen verbunden. Die vollständig aus Kunststoff bestehenden und mit bis zu 1,5 Litern Kochsalzlösung gefüllten Systeme der HLM lösen durch den Fremdoberflächenkontakt des Blutes unspezifische Entzündungsreaktionen (systemic inflammatory response syndrom; SIRS) aus, tragen zur Hämodilution (Verdünnung des Blutes mit Flüssigkeit) bei und beeinflussen die Hämostase (Blutgerinnung) nachteilig.

Alternativen, die aus den Forschungen zur Verbesserung der Bio- Kompatibilität (bessere Verträglichkeit) resultieren, sind zum Beispiel minimalinvasive extrakorporale Zirkulationssysteme (MiECC).

Mini-HLM - Kleinere Systeme mit weniger Nebenwirkungen

Die Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen verfügt über eine der modernsten Herz-Lungen-Maschinen weltweit. Diese ermöglicht nicht nur den höchsten Standard in Sachen Patientensicherheit, sondern auch durch ihren modularen Aufbau sowohl die Nutzung im konventionellen Setup als auch im minimal invasiven sowie im Hybrid Setup. Hierdurch werden im Punkto Qualität und Flexibilität die aller höchsten Standards erreicht und kontinuierlich weiterentwickelt. Durch die Vernetzung mit anderen Geräten im Operationssaal werden die Möglichkeiten der Daten Dokumentation und Verarbeitung auf ein bisher unerreichtes Niveau angehoben. Die Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung wird hierdurch optimiert um auch zukünftig trotz zunehmender Komplexität herzchirurgischer Operationen diese weiterhin auch bei älteren und kränkeren Patienten mit besten Ergebnissen anbieten zu können.

ECMO / ECLS

ECMO-Pumpe (Fa. Maquet)

Die extrakorporale Membranoxygenation (ECMO) ist ein inzwischen gut etabliertes intensiv-medizinisches Verfahren zur Versorgung von Patient*innen mit schwerstem Lungen- und/oder Herz-Kreislauf-Versagen.

Zunächst stand die Lungenfunktion im Vordergrund

Bei der Einführung der Methode stand die Übernahme der Lungenfunktion bei gleichzeitiger Entlastung des geschädigten Organs im Vordergrund. Dabei wird venöses Blut entnommen mit einer Zentrifugalpumpe über einen Membranoxygenator geführt und gut oxigeniert wieder über eine weitere zentral-venöse Kanüle an die Patient*innen zurück gegeben. Dieses Verfahren bezeichnet man als veno-venöse (VV)ECMO.

Meist werden hierzu eine Halsvene (V. jugularis interna) und eine Leistenvene (V. femoralis) kanüliert. Es gibt allerdings noch andere Kanülierungstechniken, die je nach Patient*in individuell zum Einsatz kommen.

Die ECMO gewährleistet die Oxygenierung (Sauerstoffanreicherung) und die Decarboxylierung (Kohlendioxyd- Elimination) des Patienten. Eine lungenschädliche Beatmung mit hohen Drucken und hoher Sauerstoffkonzentration kann so deutlich entschärft oder sogar vermieden werden.

Unterstützung der kardialen Funktion

In der Herzmedizin wird die ECMO sowohl zur pulmonalen als auch kardialen Unterstützung eingesetzt (ECLS = Extracorporeal Life Support). Dabei wird veno-arteriell kanüliert, d.h. venöses Blut wird entnommen und nach Anreicherung mit Sauerstoff wieder in eine Arterie zurückgepumpt. Dadurch entsteht ein paralleles Kreislaufsystem. Somit ist es möglich über einen Zeitraum von bis zu 30 Tagen dem Herzen Zeit zur Regeneration zu geben und trotzdem eine Blutzirkulation im Körper aufrecht zu erhalten.

Die extrakorporale Membranoxygenierung ist technisch Sinn eine Herz-Lungen-Maschine.

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